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Paris verändert sich, Paris vergrößert sich!
Während einige unumgängliche Viertel der Hauptstadt immer wieder neue Überraschungen für uns bereit halten neue Boutiquen, neue Parks, neue Kunstwerke auf öffentlichen Plätzen, neue anspruchsvolle Architektur - enthüllen uns andere, weniger bekannte oder völlig unerwartete Gegenden ihre Schätze. Diese Viertel, die im Frühjahr Anziehungspunkte für die Pariser zu versprechen werden, befinden sich oft an den Toren der Hauptstadt und symbolisieren eine Öffnung der Stadt zu ihren umliegenden Vorstädten, wodurch der inzwischen veraltete Begriff der „Stadtmauer“, die die Ringautobahn früher einmal darstellte, hinfällig wird. Vom Paris zum Großen Paris ist es nur ein Schritt, dem die Hauptstadt jeden Tag ein Stück näher kommt. Les Halles von morgen, ein „Sonnendach („Canopée“) im Herzen von Paris
Achtung, eine Revolution bereitet sich vor! Weder politischer, noch kultureller Art, nein, die nächste Revolution ist urbanistisch, umweltfreundlich und architektonisch - oder nicht. Diesen Anspruch erhebt das gigantische Transformationsprojekt von Les Halles im Herzen der Hauptstadt, dem Mittelpunkt des Handels, der öffentlichen Verkehrsmittel, der Kultur und Freizeit, das im Laufe des Jahres 2012 fertig gestellt werden soll. Das Projekt hat zum Ziel, den Zugang zum Forum des Halles, einem unterirdischen Einkaufszentrum, zu erleichtern; im Herzen des Viertels eine "Canopée“, ein Glasdach mit begrenzter Höhe, zu schaffen, das die Verlängerung des Gartens und der Baumkronen symbolisiert.
Auf
diese Weise entstehen 4,3 Hektar
Grünflächen, unterbrochen durch öffentliche
Plätze, Wiesen, Rasenflächen, Spazierwege und
Kinderspielplätze
für die Pariser und die Touristen. Besonderes Augenmerk gilt
dem Weg der Fußgänger vom Centre Pompidou
zum Louvre über die Kirche Saint-Eustache, die
Handelsbörse oder das Viertel Montorgueil.
Letzteres hat schon vor dieser Transformation seinen eigenen Wandel
angekündigt und sich als das
ultramoderne Paris mit Boutiquen der Modeschöpfer für
eine Shopping-Tour ganz im Trend der Zeit, seinen
Sushi-Snacks und luxuriösen Spas durchgesetzt.
Die Tempel für Jeans und Streetwear haben sich rund um die
Kreuzung der Straßen Montorgueil/Etienne-Marcel angesiedelt.
Diesel, Replay, und vor kurzem auch … Levi’s.
Das Viertel, das von seinen Bewohnern häufig mit einem Dorf
verglichen wird, ist sowohl trendy wie auch
familiär, und man trifft sich auf dem berühmten Markt
Montorgueil wie zu den Zeiten der Pariser Markthallen…
und bald in Les Halles von morgen.
Unter den Arkaden des Palais-Royal Immer wieder wird behauptet, dass er
seit seiner revolutionären
Vergangenheit seinen Dornröschenschlaf schläft.
Aber
der scheinbar altmodische Palais-Royal bleibt für
Designer attraktiv. Vor kurzem hat sich Marc Jacobs, der New Yorker
Meister der Eleganz, gegenüber von Rick
Owens, dem Stylisten aus Los Angeles, niedergelassen. Gleich daneben
beherbergen die Arkaden zahlreiche
elegante, raffinierte, intime Modeboutiquen: Handschuhe im Maison
Fabre, Schuhe bei Pierre Hardy, originelle
Kreationen bei Martin Margiela, das kleine Schwarze beim Vintage-Papst,
der feminine Trend bei Stella
McCartney... Oder aber ganz andere Geschäfte wie das
Kosmetikgeschäft Exyste im schicken Labordesign oder
Po Nagar, wo es handgestrickte Kinderbekleidung zu kaufen gibt. Parfums
de Rosine ist das Universum der
raffinierten Düfte, das der Eleganz findet sich bei Serge
Lutens.
Und wer nach dem Shoppen ein wenig hungrig
ist, kann es sich in dem schön dekorierten Restaurant
Macéo bequem machen, das als eines der ersten
Restaurants in Paris vegetarische Gerichte anbot. Liebhaber der
modernen Kunst und junger Nachwuchskünstler
finden im Laboratoire, Rue du Bouloi, sowie anderen Galerien in der Rue
de Richelieu bis zur neuen Galerie
JTM das, was sie suchen. Wer eher auf Klassisches steht, sollte sich
das gerade erst restaurierte "Musée des Arts
décoratifs" nicht entgehen lassen. Auch die Fans des
klassischen Theaters kommen hier in der unumgänglichen
Comédie-Française, die seit 1799 in diesem
Viertel ansässig ist, auf ihre Kosten, während das
Schauspielhaus
des Palais-Royal mit seiner Fassade aus dem 19. Jahrhundert beeindruckt.
Das
nördliche
Marais
setzt sich in Szene Rund um den Winterzirkus
"Cirque d'hiver" am Rande des
Marais entsteht eine neue Geschichte. Das Marais ist ein Stadtviertel
in ständigem Wandel; es ist bei weitem
nicht veraltet und dehnt sich bis zu den Grenzen des 3. Arrondissements
immer weiter aus. In einigen Straßen,
von der Rue Froissard bis zur Rue de la Saintonge über die Rue
Saint-Claude, haben sich junge Kreateure,
kleine trendige Kantinen und sowohl vollkommen neuartige wie etablierte
Galerien niedergelassen. Gehen Sie
von der Rue Charlot mit ihren zahlreichen, inzwischen gut etablierten
jungen Stilisten und Designern in
Richtung Westen, wo Sie zur Rue de Poitou kommen, in der sich gerade
die Galerie Maisonneuve niedergelassen
hat, oder zur Rue Amelot mit der Galerie Magda Danysz. Und vergessen
Sie nicht den Winterzirkus "Cirque
d’hiver", der gerade renoviert worden ist.
Im
Schatten der
prunkvollen Grande Bibliothèque
Ein ganzes Viertel lebt auf und unterstreicht mit
jedem Jahr immer stärker seine Persönlichkeit. Dank
der Métrolinie Méteor nur 13 Minuten von der Gare
Saint-
Lazare entfernt, bietet dieses neue Quartier ein breites Angebot, von
Kinos über Freizeitaktivitäten im Freien
bis hin zu kulturellen Veranstaltungen. Seit der Niederlassung der
Galerien in der Rue Louise Weiss 1998
folgten so manche Nachwuchstalente: hippes Design bei Maad,
aufstrebende Kunst bei Sara Guedj. Les Frigos
bleibt die Adresse für Künstler und das neue Kino MK2
in der Avenue de France ist ein beliebter Treffpunkt. Am
Seineufer wurde im Sommer 2006 das erste Pariser „schwimmende
Schwimmbad“ im wahrsten Sinne des Wortes
eröffnet! Und seit September sind die Ufer der
Bibliothèque Nationale und Bercys durch die Passerelle
Simone
de Beauvoir miteinander verbunden. Aber damit nicht genug: in den von
Rudy Ricciotti restaurierten Grands
Moulins und der Halle aux farines ist die Universität Paris
VII mit 25.000 Studenten angesiedelt.
Das Seineufer
zeigt sich von seiner kreativen Seite: 2010 werden die Gebäude
der Magasins Généraux in der Nähe des
Austerlitz-Bahnhofes zu einem Mode- und Designzentrum umgebaut und
enthüllen die grüne, organische
Architektur seiner Kreateure, Jakob und Mac Farlane. Die
Industriebrache Zac Masséna erhält mit der
Architekturschule Val-de-Seine, die im alten Druckluftwerk Sudac
untergebracht ist, und drei neuen Parks mit
12 000 Hektar an den Grands Moulins ebenfalls ein neues Gewand. Die
Halle Freyssinet, ein Meisterwerk der
Industriearchitektur aus dem 20. Jahrhundert, wird ein bekanntes
Veranstaltungszentrum. An der Seine wird
das Binnenschiff Louise-Catherine, das vom Architekten Corbusier 1929
gestaltet worden war, vollständig
renoviert und soll 2010 zu einer kulturellen Begegnungsstätte
Mix
der Kulturen am
Trocadéro
Man sollte meinen, der Eiffelturm würde sich selbst
genügen. Aber nein!
Rund um den Eiffelturm wandelt sich alles, ohne dass etwas verloren
geht. Das Musée du Quai Branly eröffnet
mit seiner transparenten Architektur seine Tore und prägt das
Seine-Ufer. Auch das Palais de Tokyo ihm
gegenüber ist unter neuer Leitung stets auf dem Laufenden in
Sachen zeitgenössische Kunst.
Ein neuer Direktor
und schon erwartet Sie moderne Kunst auf höchstem Niveau. Eine
Wiedereröffnung folgt der anderen -
unterschiedlicher denn je: Das Musée d’Art Moderne
wurde renoviert, ebenso wie das CinéAqua (das Aquarium
am Trocadéro), die Cité de
l’Architecture et du Patrimoine und das Palais de Chaillot.
Aber das Viertel hat
mehr zu bieten als Kultur: Nachtschwärmer kehren
regelmäßig im Club du Baron ein, dessen Design dem
Künstler André zu verdanken ist. Letzterer ist auch
Besitzer einer kleinen Boutique mit allerhand Skurilitäten
in limitierter Auflage inmitten des Palais de Tokyo. Die Gastronomie
kommt mit dem Restaurant Le Jules-
Vernes und seinem Chefkoch Ducasse in der zweiten Etage des Eiffelturms
oder„le 58 tour Eiffel“, das tagsüber
zu einem schicken Snack oder abends zu einem gemütlichen
Beisammensein in der Brasserie in der ersten Etage
des Turms einlädt, natürlich auch nicht zu kurz.
Immer noch hoch oben, aber dieses Mal auf dem Dach des
Museums für moderne Kunst, dem Palais de Tokyo,
können Sie im Art Home an der gemeinsamen Tafel für
Gäste (Table d’hôte) Nomiya speisen und
die kurzweiligen künstlerischen Gaumenfreunde des Jahres
kosten.
Les
Batignolles, ein
Stückchen Natur in Paris
Von diesem Viertel spricht ganz Paris. Les Batignolles,
vom Pont Cardinet bis zu Les Epinettes, befindet sich seit der
Bewerbung der Stadt Paris für die Olympischen
Spiele 2012 in stetigem Wandel. Les Batignolles, eine ehemals
ländliche Gemeinde, wurde 1860 in die Stadt
Paris eingemeindet. Die große Neuheit ist der Parc des
Batignolles, der zur Zeit gestaltet wird (und teilweise
auch schon fertig gestellt ist) und sich über fast 11 ha
erstreckt, die früher Brachland der SNCF waren.
Dieser Park wird die größte
Grünfläche im Nordwesten von Paris sein. Auch der
Square des Batignolles hält mit seinem
Bach, den vielen Alleen, dem Kiosk und einem alten Karussell zahlreiche
Überraschungen für den Spaziergänger
bereit. Während immer mehr europäische
Hauptstädte Wert auf den nachhaltigen Charakter ihrer
Stadtviertel
legen, ist Les Batignolles vielleicht auf dem besten Wege, das
"umweltfreundliche" Viertel von Paris zu werden.
Eine Möglichkeit, die nicht auszuschließen ist! Die
Parks, Gärten und die Trasse der "Petite Ceinture" in der
Nähe verwandeln dieses Fleckchen Erde des 17. Arrondissement
in eine grüne Lunge; außerdem ist im
Gespräch, das zukünftige Haus der nachhaltigen
Lebensformen ("Maison des modes de vie durables") dort
anzusiedeln. Fortsetzung folgt!
Reges
Treiben im Nordosten
Der Parier Nordosten gehört zu den großen
Entwicklungsprojekten der Stadt. Von der Porte de la Chapelle im
18. Arrondissement bis zur Porte de la Villette im 19. Arrondissement
hat sich auf einem Gebiet von über
200 Hektar bereits einiges getan… Die Installation neuer
Infrastrukturen und Orte der schöpferischen Tätigkeit
kündigten bereits das neue Gesicht dieser ehrgeizigen
Stadtviertel an. Die kulturelle Einrichtung der Stadt
Paris, „le Centquatre“, ist die Speerspitze dieses
Wandels.
Dafür wurde das ehemalige Bestattungsinstitut von
Paris in Ausstellungsräume, Konzertsäle und
Künstlerateliers umgebaut. 2009 sind ein Restaurant, eine
Buchhandlung und ein Kleinkindzentrum hinzugekommen, die das
„104“ zu einem unumgänglichen Treffpunkt
machen. Bald werden die Grenzen des Pariser Nordostens bis zu den
Nachbargemeinden Saint-Denis und
Aubervilliers ausgedehnt. Neue Universitätszentren, neue
Wohnungen, Verlängerung der U-Bahn-Linien 7 und
12, Nähe zum Stade de France, neue Straßenbahnlinien
- Paris
vergrößert sich über seine Ringautobahn
hinaus!
Die nachhaltige Landschaftsgestaltung darf natürlich auch
nicht zu
kurz kommen: neue Parks, neue
Fußgängerbrücken, die Verlängerung
der
Uferstraßen des Canal Saint-Denis bis zum Parc de la
Villette,
Umbau
des Lagers MacDonald durch den Architekten Rem Koolhaas in eine
Geschäfts- und Freizeitstätte.
Etwas weiter südlich, am Canal de la Villette, erhält
das
Leben in Paris wieder etwas vom Leben auf dem
Lande, mit kleinen baumbewachsenen Brücken, Schleusen und
Hausbooten, Restaurants und Grünflächen am
Wasser.
Die Kinos MK2 Quai de Seine und Quai de Loire verzeichnen
Besucherrekorde, während Le Point
Ephémère sein 10-jähriges Bestehen mit
einem
ansprechenden Arty- und Musikprogramm feiert. Das
Sanierungsprojekt der Rotonde Ledoux,Place Stalingrad, ist ein weiterer
Schritt zur Umwandlung dieses
Gebiets in einen Lebens- und Kulturort.
Kunst und Kultur: Le Centquatre, Galerie Bugada&Cargnel,
Jocelyn
Wolff, galerie Castillo/Corrales, Loft19,
café-théâtre La Providence, CyLibris
Éditions, école d'architecture de
Paris-Belleville, Le
Plateau-FRAC Île-de-France, Le Bar Floréal, La
Forge/Squat, La Bellevilloise, le Point
éphémère, Mk2 Quai de Seine/Quai de
Loire.
Und immer weiter im Osten, im 20.
Immer weiter im Osten? Das 20. Arrondissement zieht Neuheiten aller Art
an! Die Überraschung ist groß, wenn
man inmitten eines wenig touristischen Viertels, das an das
dörfliche Paris der Vororte von damals erinnert, das
neueste Konzepthotel der Hauptstadt entdeckt: Le Mama Shelter. Dieses
aus der Feder des Stardesigners
Philippe Starck hervorgegangene Hotel befindet sich gegenüber
der
Konzertbar Flèche d’or, die kürzlich zum
größten Vergnügen der
Nachtschwärmer wieder
eröffnet wurde, und bietet ein trendiges Designkonzept zu
angemessenen Preisen.
Da sich auch der Kunstverlag Sémiose in diesem Viertel
niedergelassen hat, sieht es so
aus, als ob ihm eine vielversprechende Zukunft zwischen Kreation und
Innovation beschienen wäre…
Der Entwicklungstrend wird durch die Verbindung des 20. Arrondissement
mit seiner Nachbargemeinde Les Lilas
bestätigt. Nach der Überdachung der Ringautobahn ist
dort ein vollkommen neues Viertel in der Entstehung
begriffen: neuer umweltfreundlicher Park, neuer Kinokomplex mit sieben
Sälen, neues 3-Sterne-Hotel aus der
Feder des Architekten Dominique Perrault, begrünter
Fußgängerbereich, neuer Landschaftsgarten und
Freizeitbereich… Gestern noch ein Gebiet „zwischen
zwei Städten“, morgen ein weiteres Zentrum der immer
größeren, immer umfangsreicheren Hauptstadt.